Greenwashing Machine „Klima-Biennale“

Mitte Juli ging nach 100 Tagen die „erste Klima-Biennale Wien“ auf dem Nordwestbahnhofgelände zu Ende. Die PR-Veranstaltung, mit der sich Wien als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen versuchte, hinterließ leider nichts Nachhaltiges: Unveränderte Versiegelungspläne und einen vertrockneten „Klimagarten“. Wer gießt das „Baumkunstwerk“ jetzt? Wird es die Bebauung überleben?

Idee und Umsetzung des Veranstalters KunstHausWien – 100-prozentige Tochter der Wien Holding im Eigentum der Stadt Wien -, „mit der Vision und Kraft der Kunst“, der „Teilhabe, Kooperation und Bewusstseinsbildung“ „den Paradigmenwechsel (d.h. den Wechsel der grundsätzlichen Denkweise) für eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten“ voranzutreiben, waren aus der Sicht der Bürgerinitiative Nordwestbahnhof durchaus ambitioniert und gelungen.

Insbesondere die Gestaltung des Baumkunstwerks „Klimagarten“ auf ÖBB-Grund vor der Veranstaltungshalle in der Nordwestbahnstraße 16 durch das StudioVlayStreeruwitz gemeinsam mit Rajek Barosch Landschaftsarchitekten sollte diesen Paradigmenwechsel vorantreiben und laut Veranstalter-Website zum Festivalareal Nordwestbahnhof „das ehemalige Nordwestbahnhofgelände zu einem temporären Beispiel einer urbanen Utopie aufleben“ lassen: „Ehemalige Parkplatzanlagen wurden entsiegelt und mit geretteten Pflanzen zu einem Ort des Verweilens und des Austausches für Veranstaltungen umgewandelt, Kinderspielbereiche wurden geschaffen.“

Doch während und nach Ende der Klima-Biennale kann die Bürgerinitiative Nordwestbahnhof weder bei Stadt noch Bezirk eine „lebenswerte Zukunft“, eine „urbane Utopie“ oder einen „Paradigmenwechsel“ hin zu einer umweltverträglicheren Planung des Städtebauvorhabens Nordwestbahnhof erkennen:  Die 6.400 projektierten Parkplätze und damit die von der ÖBB selbst prognostizierte bis zu fast 50%ige Zunahme des Kfz-Verkehrslärms gegenüber heute bleiben unverändert hoch und die Pflanzen– bzw. Tierwelt der Kleingärten nördlich der Hellwagstraße als kühlende Orte des Verweilens und Austausches werden zerstört und mit zwei Hochhäusern sowie einer Markthalle versiegelt.

So ist für die Bürgerinitiative der vertrocknende „Klimagarten“ der Klima-Biennale Wien einmal mehr Ausdruck ihrer enttäuschten Hoffnungen auf umweltverträglichere, nachhaltigere Lösungen, wirksamerer Teilhabe und Kooperation beim Städtebauvorhaben Nordwestbahnhof sowie des fortgesetzten städtischen Greenwashings von Versiegelung und Kfz-Verkehr fördernden Infrastrukturmaßnahmen.

Doch es gibt offenbar auch noch aufmerksame AnrainerInnen, die den „Klimagarten“ nicht aufgegeben haben und uns Bilder davon geschickt haben wie dessen ursprünglich in sattem Grün gesetzte Bäume und Stauden einmal aussahen und diese jetzt eben sichtbar unter Trockenheit leiden.

Oben: “Klimagarten“ während der Klima-Biennale (am 2.6.2024)

Oben: „Klimagarten“ nach der Klima-Biennale (am 23.8.2024)

Sie berichteten uns, dass sie deswegen lange keinen Zuständigen bei der Klima-Biennale erreichen konnten. Erst Anfang August hätten sie Herrn Hector Peljak erreicht, Leiter der Produktion der Klima-Biennale, der sie aber an die ÖBB  weiterverwies.
„Über die Zukunft der Bäume meinte er, dass er diese nicht genau kenne, manche würden bleiben, manche vielleicht versetzt. Echtes Interesse an Nachhaltigkeit sieht für mich anders aus“ so eine um das Schicksal der Bäume besorgte Anrainerin. 

Ein Blick in die Planungsunterlagen der Projektwerberin ÖBB Immobilienmanagement GmbH, die im Jänner 2024 durch ein Bundesverwaltungsgerichtserkenntnis im Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung gegen unseren Willen für rechtskräftig erklärt worden sind, sowie ein weiterer Blick in die vom Gemeinderat im März 2024 beschlossenen und von uns beeinspruchten Flächenwidmungsplanungen zum Nordwestbahnhof lassen jedenfalls keinen Zweifel:
Das Schicksal der Bäume ist besiegelt – die Fläche des Klimagartens wird wahrscheinlich wieder versiegelt und mit dort geplanten Wohn- und Schulgebäuden bebaut.

Oben: Ort des „Klimagartens“ in den Bebauungsplanunterlagen der ÖBB

Und auch der Abbruch des Gebiets, wo der Klimagarten errichtet wurde, ist schon fixiert: 01/24 bis 12/25. Da der Abbruch in den Projektunterlagen zeitgleich mit der 1. Errichtungsphase im Südosten des Nordwestbahnhof Areals geplant war und der Baubeginn dort laut Stadtplanung offenbar auf 2026 verschoben wurde, rechnen wir damit, dass der Abbruch des „Klimagartens“ auch erst in 2026 erfolgt.

Oben: Der blaue Pfeil zeigt auf den Ort des „Klimagartens“ in den Bauphasenunterlagen der ÖBB

Für die Bürgerinitiative stellen sich an die Verantwortlichen von Stadt und ÖBB folgende Fragen nach der Zukunft des Klimagartens:

  1. Wer gießt jetzt den Klimagarten?
  2. Was passiert mit ihm während der Abbruchphase?
  3. Was passiert mit ihm während der Bauphase?
  4. Was passiert mit ihm nach der Bauphase?

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