Beim „Nordbahnvierteltreff“ der Gebietsbetreuung vom 12. April 2023 zum aktuellen Planungsstand des Nordwestbahnhofprojekts erwähnte eine Teilnehmerin, dass beim Nordbahnhof und in Oberlaa BürgerInnen in einem Qualitätbeirat vertreten sind. Über unsere Kontakte haben wir herausgefunden, wer die BürgerInnen in einem „Qualitätssicherungsbeirat“(QSB) Nordbahnhof vertritt: Peter Rippl. Um mehr über diesen QSB zu erfahren, führten wir ein Interview mit Peter Rippl, das wir weiter unten veröffentlichen.
Ob bzw. wann ein solcher Beirat auch für BürgerInnen im Städtebauvorhaben Nordwestbahnhof geplant ist, wissen wir nicht. Es findet sich im Internet auf der Website vom Wohnfonds Wien unter „Neubau“ lediglich der Eintrag „zukünftig“.
Ähnlich wenig haben wir im Internet zum „Qualitätssicherheitsbeirat“(QSB) Nordbahnhof gefunden: Es gibt da die Publikation „Mischung: Possible“ aus dem Jahre 2023 und eine wohl etwas ältere Publikation „Wiener Verhältnisse – Instrumente für eine gemischte Stadt“, die auf den QSB Nordbahnhof eingehen. Auch findet sich ein Internet-Eintrag über die Vorsitzende des QSB Nordbahnhof Regina Freimüller Söllinger aus dem Jahre 2018.
Wer allerdings die aktuellen (anderen) Mitglieder des QSB Nordbahnhof sind, konnten wir im Internet nicht finden.
Grundlage für die neuen Qualitätsbeiräte in wiener Stadtentwicklungsgebieten scheint das Wiener Regierungsabkommen aus dem Jahre 2020 zu sein, wo in Kapitel 5.1 von einem „Qualitätsbeirat“, der entwickelt werden soll, die Rede ist.
Im folgenden lesen Sie nun unser Interview mit dem BürgerInnenvertreter im QSB Nordbahnhof Peter Rippl:
- Bürgerinitiative Nordwestbahnhof (BI): Wer hat den QSB initiiert?
Peter Rippl(PR):
Der Qualitätssicherungsbeirat (QSB) war eine Vorgabe der Stadt Wien und wurde vom Entwicklungskonsortium Nordbahnviertel aufgesetzt. Er wird von diesem auch finanziert. Das Entwicklungskonsortium besteht aus den (Bau-) Firmen Wiener Städtische Versicherung (Sozialbau, EGW Heimstätte), ERSTE Bank (ÖVW) STRABAG Real Estate und KIBB Immobilien. - BI: Wie bist Du in den QSB gekommen?
PR:
Ich bin 2011 ins Nordbahnviertel gezogen und habe kurz danach mit anderen BewohnerInnen die Initiativgruppe(IG) Lebenswerter Nordbahnhof gegründet. Als Bürgerinitiative waren wir im Beteiligungsprozess zur Leitbilderstellung involviert. Um den BewohnerInnen auch danach Gehör zu verschaffen, haben wir unsere Nordbahnhofvorlesungen veranstaltet – jeweils zu wichtigen Themen, die im Stadtplanungsprozess gerade entschieden wurden. Dabei war uns ein möglichst kooperativer und konstruktiver Zugang wichtig.
Bei der Gründung des Qualitätssicherungsbeirates wurde die IG Lebenswerter Nordbahnhof als Vertreter der „neuen BewohnerInnen“ und der Mieterbeirat Robert-Uhlir-Hof als Vertreter der „alten BewohnerInnen“ eingeladen, teilzunehmen. Der QSB bleibt bis zum Ende der Bebauung, ca 2030, bestehen. - BI: Was macht der QSB?
PR:
Der QSB kontrolliert, ob die Entwicklung des Nordbahnviertels laut Leitbild erfolgt. Das Leitbild „Freie Mitte, vielseitiger Rand – Handbuch zum städtebaulichen Leitbild Nordbahnhof“ ist quasi die „Bibel“, nach der die Qualität der Bebauung gesichert bzw. kontrolliert wird. Der QSB ist für alles zuständig, das im Leitbild verankert ist: Gebäude, Freiräume aber auch allgemeine Gestaltungsfragen. Bei Fragen der Straßenplanung oder der öffentlichen Grünflächen wie die „Freie Mitte“ kann der QSB Vorschläge bringen. Die Entscheidungskompetenz bleibt hier aber bei der Stadt Wien. - BI: Welches sind Deine Erfahrungen mit dem QSB?
PR:
Die Teilnahme bringt sehr viel wegen des Inputs, den man dort erhält. Aber man darf die Hoffnungen nicht zu hoch schrauben. Andere QSB-Mitglieder haben mehr Gewicht. Durch den Baukostendruck, der auf den Bauträgern lastet, besteht immer die Gefahr, dass wichtige Qualitäten gestrichen werden. Daher ist es wichtig, dass wir bei diesen Themen die Einhaltung der im Leitbild festgeschriebenen Vorgaben und Qualitäten im QSB überwachen und ggf. einfordern. - BI: (Wie) Geschieht BürgerInnenbeteiligung über den QSB?
PR:
Als BürgerInnen-Vertreter kann ich zu den oben beschriebenen Themen die Erfahrungen der Bevölkerung in den QSB einbringen. Die Informationen dazu beziehe ich informell aus meinem Netzwerk und von der IG Lebenswertes Nordbahnviertel. - BI: (Wie) Kommuniziert der QSB nach außen?
PR:
Der QSB kommuniziert durch seine Mitglieder. Zum Beispiel ist die Gebietsbetreuung GB* für den 2. und 20. Bezirk ebenfalls Mitglied des QSB. Sie richtet regelmäßig Veranstaltungen wie z.B. den Nordbahnvierteltreff aus.
Bürgerinitiative Nordwestbahnhof: Wir danken für das Gespräch!
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