Weil die Brigittenau mit 288 Kfz/1000 EinwohnerInnen zu den drei Bezirken mit dem niedrigsten Motorisierungsgrad in Österreich zählt, wäre eine Begegnungszone in der Wallensteinstraße im Grunde ‚aufgelegt‘.
Das sagte Otto Mittmannsgruber von der Bürgerinititative „Die 20erInnen“ im Wiener Petitionsausschuss am 18. Jänner 2023. Er signalisierte damit, dass eine Umfrage unter den BrigittenauerInnen wahrscheinlich eine breite Mehrheit für eine Begegnungszone ergeben würde – ähnlich wohl wie die Umfrage 2014 in der Inneren Mariahilferstraße.
Als Einbringer der Petition „Die gesamte Wallensteinstraße soll Begegnungszone werden“ hielten daher Otto Mittmannsgruber und seine Mitstreiterin Maya McKechneay vor den anwesenden Ausschussmitgliedern der Parteien ein flammendes Plädoyer für die „effiziente Verkehrsberuhigung und ausreichende Begrünung“ der Wallensteinstraße. Dies sei die einzige Möglichkeit, die Wallensteinstraße zu retten.
Als Anwohnerin der Wallensteinstraße schilderte nämlich Maya McKechneay beeindruckend den „Niedergang der Wallensteinstraße“ seit 1998, als es dort noch viele Marken-Geschäfte wie etwa Palmers oder Delka gab, die es heute nicht mehr gibt.
Zu dessen Illustration verteilten die beiden PetitionswerberInnen eine Bild-Dokumentation über den aktuell erschreckend hohen Leerstand in der traditionellen Einkaufsstraße.
Ursache dafür sei, dass die Wallensteinstraße seit vielen Jahren zur beliebten Transitroute für Autos geworden sei und sich daher viele Betriebe in der autodominierten Straße nicht länger aufrecht erhalten könnten. Maya McKechneay ergänzte, dass der Ausbau des Nordbahn- und Nordwestbahnviertels sogar noch zusätzlichen Kfz- und Straßenbahnverkehr in die Wallensteinstraße bringen werde (laut ÖBB zwischen 1.400 und 1.700 Kfz/24h mehr als 2019 bis Fertigstellung 2035; das ist ein Zuwachs von 18% bis 31%) .
Im Gegensatz dazu sei der seit einigen Jahren verkehrsberuhigte, begrünte und mit attraktiven Cafe’s, Lokalen und Wasserspielen aufgewertete Wallensteinplatz von der Bevölkerung extrem begehrt.
Obwohl Ausschussmitglieder in der anschließenden Fragerunde die Wahrnehmungen der PetitionswerberInnen über den schlechten Zustand der Wallensteinstraße durchaus teilten und ihre Begrünung befürworteten, so hatten sie aber ihre Probleme mit der geforderten „Begegnungszone“ und der damit verbundenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20km/h für Kfz.
Überrascht und offenbar unwissend zeigte sich ein Abgeordneter auch darüber, dass fast drei von vier BrigittenauerInnen kein Auto haben soll (siehe oben erwähnter drittniedrigster Motorisierungsgrad!), und fragte die PetitionswerberInnen, woher sie diese Zahl hätten.
Hoffnungsfroh stimmte jedoch, dass eine Abgeordnete der SPÖ die PetitionswerberInnen mehrmals einlud, an dem beabsichtigten „Partizipationsprozess“ zur Umgestaltung der Wallensteinstraße teilzunehmen, was diese dankbar annahmen.
Man darf gespannt sein, wann und wie dieser Prozess aussehen wird, und welche Empfehlung der Petitionsausschuss am 30.1.2023 an die für die Wallensteinstraße Zuständigen auf allen Ebenen geben wird.
In ihrem Abschluss-Statement richteten die beiden PetitionswerberInnen an die Ausschuss-Mitglieder noch einmal den dringenden Appell, auf keinen Fall an den vorhandenen (Dauer-) Parkplätzen festzuhalten, da sonst weder mehr Handlungsspielraum noch mehr Platz für FußgängerInnen, RadfahrerInnen und Begrünung vorhanden sei. Das würde ein weiteres Sterben der Wallensteinstraße besiegeln.
Die interessante, etwa einstündige Ausschusssitzung wurde als Video aufgezeichnet und kann hier auf der Website der Stadt Wien nachgesehen werden.
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